Ist die Selective Data Transition die beste Lösung für Ihre Migration nach SAP S/4HANA? Diese Aspekte sollten Sie beachten

Die Migration nach SAP S/4HANA ist für viele Unternehmen ein entscheidender Schritt. Doch die Wahl des richtigen Ansatzes kann herausfordernd sein. Dieser Blogpost erläutert die wichtigsten Unterschiede zwischen Greenfield, Brownfield und Selective Data Transition (SDT), damit Sie den Ansatz finden, der am besten zu Ihren geschäftlichen Anforderungen passt.

28.07.2025  |  6 min

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Die wichtigsten Erkenntnisse: 

  1. Die selektive Datenübertragung (Selective Data Transition, kurz SDT) bietet einen flexiblen Kompromiss zwischen Brownfield und Greenfield und kombiniert so eine selektive Datenmigration mit einer Systemmodernisierung. Dabei gibt es zwei Varianten: Die Shell-Konvertierung (selektive Übernahme der meisten Konfigurationen) und Mix-und-Match (neue Implementierung unter Integration wesentlicher Elemente von ECC). 
  1. Die Wahl des richtigen Migrationsansatzes hängt von mehreren Faktoren ab: der gewünschten Geschwindigkeit, dem Grad der Transformation, der Einführung eines Clean Core, dem Umfang der Datenmigration und der Strategie für den Go-live (Big Bang oder wellenbasierter Rollout). SDT ist besonders attraktiv für Unternehmen, die wichtige historische Daten sowie benutzerspezifische Prozesse bewahren und gleichzeitig ihre Systeme bereinigen und optimieren müssen. 
  1. Eine starke Governance und gründliche Planung sind dabei für den Projekterfolg unerlässlich. Da SDT verschiedene Stakeholder und eine komplexe Datenmigration auf Datenbankebene umfasst, braucht es ein klares Projektmanagement, einen fixen Umfang und mehrere Test-Cutover, um Geschäftsunterbrechungen zu minimieren und einen reibungslosen Go-live zu gewährleisten. 

 

Die Wahl des richtigen Ansatzes für Ihre Migration nach SAP S/4HANA: Brownfield, Greenfield, oder Selective Data Transition?

 

Kunden von SAP ECC, die sich auf den Wechsel nach S/4HANA vorbereiten, stehen vor einer wichtigen Entscheidung: Welcher Migrationsansatz passt am besten zu ihren Geschäftsanforderungen? Im Großen und Ganzen gibt es drei Möglichkeiten für den Wechsel: Brownfield, Greenfield und Selective Data Transition. Jeder Ansatz hat seine Vor- und Nachteile. Daher ist es wichtig, die wesentlichen Unterschiede zu kennen, bevor man sich für die beste Lösung entscheidet. 

Am einen Ende des Spektrums steht der Brownfield-Ansatz, auch bekannt als Systemumstellung. Dabei wird das bestehende ECC-System unverändert nach S/4HANA konvertiert. Das andere Extrem ist der Greenfield-Ansatz, der eine völlig neue Implementierung von S/4HANA beinhaltet. Mit diesem Ansatz können Unternehmen wieder bei Null anfangen, Geschäftsprozesse neu definieren, neue Konfigurationen implementieren und die Best Practices von SAP umsetzen. Bleibt noch der SDT-Ansatz für eine selektive Datenübertragung – im Grunde eine Mischung aus Greenfield und Brownfield.  

 

Selective Data Transition: Der hybride Ansatz mit zwei Varianten 

 

Die selektive Datenübertragung (SDT) kombiniert Elemente von Greenfield und Brownfield. So können Unternehmen wichtige Prozesse und Daten bewahren und gleichzeitig ihr System optimieren und modernisieren.  

Es gibt zwei Varianten für SDT: 

  • Shell-Konvertierung: Dieser Ansatz erstellt eine „Shell“ des bestehenden ECC-Systems, die die zu übertragenden Konfigurationen enthält, während die Prozesse und Daten selektiv migriert werden. So können veralteter benutzerspezifischer Code bereinigt und Prozesse optimiert werden. Kunden wählen diese Option, wenn sie ihre Prozesse und Konfigurationen von ECC weitgehend nach S/4HANA übertragen möchten, gleichzeitig aber bestimmte Prozesse ändern und spezifische Daten für die Migration auswählen müssen. 
  • Mix-and-Match: Dieses Szenario verwendet ein neues S/4HANA-System (ähnlich wie Greenfield), integriert jedoch selektiv bestimmte Prozesse und Konfigurationen von ECC. Mit diesem Ansatz können Unternehmen wesentliche Elemente beibehalten und gleichzeitig die neuesten Innovationen von SAP nutzen. Kunden entschieden sich für diese Option, wenn sie eine neue Implementierung von S/4HANA bevorzugen, aber dennoch Prozesse und Konfigurationen von ECC übernehmen möchten. 

 

Greenfield, Brownfield oder Selective Data Transition? Wichtige Faktoren bei der Wahl des richtigen Ansatzes 

 

Folgende Faktoren beeinflussen, welcher Ansatz am besten geeignet ist: 

Geschwindigkeit bei der Umstellung 
Die Systemumstellung (Brownfield) ist in der Regel der schnellste Ansatz. Die Shell-Konvertierung ermöglicht ebenfalls einen zügigen Wechsel. Die Entscheidung darüber, welche Konfigurationen übernommen werden sollen, kann jedoch den insgesamten Zeitplan verlangsamen. Bei Mix-and-Match beginnt der Wechsel mit einer Greenfield-Implementierung, wobei wichtige Prozesse und Konfigurationen von ECC selektiv integriert werden können. Die Ermittlung der erforderlichen Prozesse und deren Integration in das neue System erfordert zusätzlichen Aufwand, wodurch die Geschwindigkeit nur moderat bis gering ist. Eine komplett neue Implementierung ist in der Regel am langsamsten. 

Einführung eines Clean Core 
Bei Umstellungen mit dem Brownfield-Ansatz werden häufig veraltete Strukturen übernommen, weshalb ein Clean Core selten erreicht wird. Bei der Shell-Konvertierung können Sie obsoleten benutzerspezifischen Code im System identifizieren und bereinigen, was die Einführung eines Clean Core erleichtert. Die Ansätze Greenfield und Mix-and-Match bieten die besten Möglichkeiten für ein optimiertes System einschließlich Clean Core. 

Transformation von Prozessen 
Brownfield bewahrt bestehende Prozesse weitgehend unverändert, während SDT und Greenfield eine Neugestaltung der Geschäftsprozesse in unterschiedlichem Umfang ermöglichen. 

Datenumfang 
Bei Greenfield werden nur relevante Daten in das neue System migriert – in der Regel Stammdaten und offene Transaktionen. Migrationen mit Brownfield umfassen eine vollständige Übertragung historischer Daten und Bewegungsdaten. Die Shell-Konvertierung und der Mix-and-Match-Ansatz unterstützen die selektive Datenmigration, sodass Unternehmen entscheiden können, welche Daten relevant sind. Der Umfang der historischen Daten kann beispielsweise anhand von Modulen, Objekten oder Bestellungen weiter spezifiziert werden. 

Strategie für den Go-live 
Brownfield erfordert einen Big Bang beim Cutover, während SDT und Greenfield einen wellenbasierten Rollout ermöglichen, sodass Risiken und Unterbrechungen reduziert werden. 

 

Kategorie 

Brownfield 

SDT: Shell-Konvertierung

SDT: Mix-and-match 

Greenfield 

Geschwindigkeit bei der Umstellung 

Hoch 

Moderat bis hoch 

Moderat bis niedrig 

Niedrig 

Einführung eines Clean Core  

Niedrig 

Moderat 

Hoch 

Sehr hoch 

Transformation von Prozessen 

Niedrig 

Moderat 

Hoch 

Sehr hoch  

Strategie für den Go-live  

Big bang 

Wellenbasiert / Big Bang 

Wellenbasiert / Big Bang  

Wellenbasiert / Big Bang 

Datenumfang  

Vollständige Daten (historische und Bewegungsdaten)  

Konfiguration, Stammdaten, offene Transaktionen, selektiv abgeschlossene Transaktionen  

Neues System mit selektiv migrierten Daten von ECC  

Stammdaten und offene Transaktionen 

Big Bang vs. wellenbasierter (schrittweiser) Ansatz 

 

Sobald der Kunde sich für einen Ansatz entschieden hat, ist es genauso wichtig, die richtige Strategie für den Go-live zu definieren. Im Allgemeinen wird der Big-Bang-Ansatz empfohlen, da er die Komplexität bei der Verwaltung paralleler Systeme reduziert und eine schnellere Migration ermöglicht. In einigen Fällen ist es jedoch einfach nicht möglich, alle Daten an nur einem Wochenende zu migrieren. Dies kann an der Größe der Datenbank, der Anzahl der Benutzer, der Komplexität der Schnittstellen oder anderen technischen Einschränkungen liegen. 

In diesem Fall kann ein wellenbasierter Ansatz besser geeignet sein. Diese Strategie unterteilt die Migration in kleinere, überschaubare Phasen, wodurch die unmittelbaren Auswirkungen auf das Geschäft reduziert werden. Allerdings ist dies komplexer, da eine sorgfältige Planung erforderlich ist, um die Datenkonsistenz zwischen den Systemen zu gewährleisten, mehrere Go-lives zu koordinieren und sicherzustellen, dass sowohl die alten als auch die neuen Systeme ohne Unterbrechungen parallel betrieben werden können. Wellenbasierte Migrationen sind zwar aufwendiger, bieten jedoch mehr Flexibilität für Unternehmen mit stark vernetzten oder umfangreichen Umgebungen. 

 

Verwaltung historischer Daten während der Migration 

 

Wenn Sie einen Wechsel nach SAP S/4HANA in Betracht ziehen, bestimmt die Frage, ob Sie auch historische Daten übernehmen wollen, ob eine selektive Datenübertragung der richtige Ansatz ist. Eine neue Implementierung kann sinnvoll sein, wenn nur Stammdaten und offene Posten erforderlich sind. Viele Unternehmen entscheiden sich jedoch für eine selektive Datenübertragung, weil sie auf bestehende Anpassungen und wichtige Geschäftsprozesse angewiesen sind, die sie beibehalten möchten.  

SDT ermöglicht eine selektive Migration historischer Daten – nach Zeitraum (z. B. die letzten ein oder zwei Jahre), aktiven Buchungskreisen oder sogar nach bestimmten Objekten. So haben Kunden eine genaue Kontrolle darüber, welche Daten übertragen werden. Im Gegensatz zur Systemumstellung arbeitet SDT auf Datenbankebene und ermöglicht so die Migration großer Datenmengen bei minimalen Ausfallzeiten. So können Bewegungsdaten wie Bestellungen genau so übernommen werden, wie sie im Quellsystem vorliegen. Außerdem müssen nicht alle historischen Daten im Voraus archiviert werden, da nur die erforderlichen Daten ausgewählt und migriert werden.  

Die Archivierung bleibt für Branchen mit hohen Compliance-Anforderungen weiterhin relevant, wie der Luft- und Raumfahrt oder der Pharmaindustrie. SDT ermöglicht es jedoch, genau die richtige Anzahl an historischen Daten zu übertragen – ohne aufwendige Archivierung vorab. 

 

Governance, Umfang und Teamwork: Die Grundlage eines erfolgreichen SDT-Projekts 

 

Eine starke und konsistente Governance ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in einem SDT-Projekt. Im Gegensatz zu Systemumstellungen, die in der Regel von IT-Teams geleitet werden, sind bei SDT-Projekten mehrere Stakeholder beteiligt. Neben IT-Teams und der SAP-Basis spielen auch Anwender, Fachexperten und Shared Service Center eine entscheidende Rolle. Diese Teams sind oft über verschiedene Standorte verteilt, sodass eine klare Kommunikation und Abstimmung unerlässlich sind. 

Ein klar definierter und fixer Umfang ist entscheidend. Eine Änderung des Umfangs während der Tests kann zu Verwirrung, Verzögerungen und Mehraufwand führen. Deshalb ist es wichtig, den Umfang frühzeitig zu definieren sowie einzuhalten und sicherzustellen, dass alle Aktivitäten zur Filterung, Transformation und Validierung der Daten darauf abgestimmt sind. 

Ebenso wichtig ist es, dass sowohl der Kunde als auch der Dienstleister ein engagiertes Projektteam an der Seite hat. Dies umfasst einen Projektmanager, einen IT-Architekt und das Management für jeden Schlüsselbereich. Auch das Änderungsmanagement spielt eine wichtige Rolle für den Projekterfolg: Upgrades während des Projekts, neue Rollouts oder zusätzliche Funktionen sollten sorgfältig geprüft und idealerweise vermieden werden. 

Mit einer klaren Governance, einem engagierten Team und einem fixen Umfang haben Projekte mit dem SDT-Ansatz deutlich bessere Erfolgsaussichten. 

 

Planung der Ausfallzeit bei der selektiven Datenübertragung 

 

Der SDT-Ansatz erfordert in der Regel eine vollständige Stilllegung des ECC-Quellsystems während des Cutover. Da die Daten auf Tabellenebene migriert werden, müssen Benutzer gesperrt, Batch-Jobs angehalten und Schnittstellen deaktiviert werden, um eine konsistente und genaue Datenextraktion zu gewährleisten. 

Ein typisches Go-live-Wochenende bei einem SDT-Projekt beginnt am Freitagnachmittag mit der Ramp-Down-Phase: Benutzer werden gesperrt, Schnittstellen deaktiviert und die Systeme vorbereitet. Die Migration und Validierung der Daten findet am Samstag statt, gefolgt von Ramp-up-Aktivitäten und abschließenden Tests am Sonntag. Das Ziel ist immer, das System bis Montagmorgen wieder in Betrieb zu nehmen, um Geschäftsunterbrechungen so gering wie möglich zu halten. 

Tests sind hierbei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Test-Cutover ermöglichen es Teams, jeden einzelnen Schritt des Prozesses zu testen und zu optimieren, von den technischen Schritten bis hin zur Koordination der Stakeholder. Auch das Performance Tuning spielt eine wichtige Rolle, da jede Phase der Ausfallzeit – von der Datenextraktion bis zur Validierung – auf Geschwindigkeit optimiert werden muss, ohne dass dabei die Datenqualität beeinträchtigt wird. 

Mit der richtigen Vorbereitung kann eine vollständige Datenmigration an einem einzigen Wochenende umgesetzt werden. So kann das Unternehmen ohne längere Unterbrechungen des Kerngeschäfts nach S/4HANA wechseln. 

 

Der richtige Ansatz für Ihre Migration nach SAP S/4HANA 

 

Die Wahl des richtigen Ansatzes für Ihre Migration nach SAP S/4HANA hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die individuellen Ziele Ihres Unternehmens, der Zeitplan und bestehende Systemkonfigurationen. Während die Ansätze Greenfield und Brownfield unterschiedliche Vorteile bieten, bietet die selektive Datenübertragung den idealen Kompromiss, da Unternehmen wichtige Daten und Prozesse beibehalten und gleichzeitig ihre Systeme modernisieren können. 

Durch die Berücksichtigung wichtiger Faktoren wie den Projektumfang, die Anforderungen an die Datenmigration und die Governance können Unternehmen besser entscheiden, welcher Ansatz am besten zu ihren Zielen passt. Unabhängig davon, ob Sie sich für die selektive Datenübertragung oder einen anderen Weg entscheiden: Ein durchdachter Migrationsansatz kann einen reibungslosen Wechsel nach SAP S/4HANA ermöglichen. 

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